Hilarius S., ermordet im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof

 „Am 4.12.1938 erfuhr ich gesprächsweise in der Wirtschaft zum Griesheimerhof in Griesheim, dass S.  am vorhergehenden Abend den D. in seine Wohnung eingeladen habe. D.  habe dieser Einladung Folge geleistet und habe bei ihm im selben Bette geschlafen hat [sic!]. Über solche Sachen hörte ich schon öfters über S., und aus diesem Grund vermute ich mit Bestimmtheit, dass er auch mit D. Unzucht getrieben hat.“ Mit diesem Worten denunzierte der Tiefbauarbeiter Paul Schneider im Dezember 1938 die beiden Hilfsarbeiter Hilarius S. und Julius D. bei der Offenburger Gendarmerie und setzte damit eine polizeiliche und juristische Verfolgung in Gang, die Hilarius S. ins KZ bringen sollte.

In Folge des Verfahrens taten Polizei und Gericht zahlreiche Belastungszeugen auf: S., der bereits wegen homosexueller Handlungen vorbestraft war, wurde von verschiedenen (minderjährigen) Kollegen und Bekannten beschuldigt, sich ihnen sexuell genähert zu haben Auch sagten einige aus, sie hätten S. oft zusammen mit jungen Männern zusammen gesehen. Ein psychiatrischer Gutachter bescheinigte eine stark psychopathische Persönlichkeit, die sich vor allem in der Willensschwäche des Angeklagten zeige, der seiner Homosexualität willenlos nachgebe.

S. wurde am 22. Juni 1939 zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt und eine Unterbringung in einer Heilanstalt nach Abbüßen dieser Strafe angeordnet. im April 1940 wurde S. vom Strafvollzug nach Emmendingen gebracht, im Oktober 1942 in die Heilanstalt Hördt im Elsass verlegt und von dort auf Anordnung der Karlsruher Generalstaatsanwaltschaft im März 1944 ins Konzentrationslager Natzweiler deportiert. Nur wenige Monate später, am 4. Juni 1944, starb S. im Konzentrationslager.

Quelle: StA Freiburg A 43/1 894.

Ergänzen: Digitalisat