Neuigkeiten

Februar 2024: Am 4. März 2024 um 17.30 h präsentiert das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien (VWI) in einer Hybridveranstaltung die Sonderausgabe seines open access Journals S:I.M.O.N. Shoah: Intervention. Methods. Documentation Precarious Archives, Precarious Voices. Expanding Jewish Narratives from the Margins. Der Band erschien im November 2023 und enthält den Beitrag von Dr. Julia Noah Munier und Karl-Heinz Steinle „Encountering Precarious Archives. Methodological Challenges and Approaches in Historical Research on the Lives and Persecution of Homosexual Men„, der wiederum auf einen gemeinsamen Vortrag zu einer gleichnamigen Tagung des VWI am 19. November 2021 zurückgeht. LINK zum Zoom Meeting: https://us02web.zoom.us/j/87210357393?pwd=a3BHMXA3SkZOeFl0MlQ5T3pmUWU2QT09 Meeting-ID: 872 1035 7393 Kenncode: 526996

27. Januar 2024 – Tag des Gedenkens an die Opfer der Nationalsozialismus: Veranstaltung am Stolperstein für Käthe Loewenthal, Ameisenbergstraße 32, Stuttgart Ost (Bushaltestelle Urachstraße) um 11 Uhr. Die 1878 in Berlin geborene Malerin Käthe Loewenthal zog wegen ihrer Freundin Erna Raabe 1909 nach Stuttgart. Trotz Warnungen im Hinblick auf ihre jüdische Herkunft kehrte sie 1935 von einem Aufenthalt in der Schweiz nach Stuttgart zurück, um ihrer schwerkranken Freundin bis zu deren Tod im Jahre 1938 beizustehen. Nach einem bereits 1934 verhängten Malverbot wurde 1941 ihre Wohnung in der Ameisenbergstraße 32 gekündigt. Im April 1942 musste sie sich, wie zahlreiche Stuttgarter und Württemberger Jüdinnen und Juden, auf dem Stuttgarter Killesberg einfinden. Von dort wurde sie in das besetzte Polen deportiert und im Durchgangslager Izbica bei Lublin ermordet. Als einzige der vier 1933 noch lebenden Schwestern Loewenthal hat die jüngste Schwester Susanne Ritscher den Holocaust überlebt. Eine gemeinsame Veranstaltung vom Projekt Der-Liebe-wegen, Weissenburg e. V. – Zentrum LSBTTIQ Stuttgart und von der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber  in Kooperation mit der Abteilung für Chancengleichheit, gefördert durch die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Stuttgart.

Januar 2024 – Start Forschungsmodul zu Geschlechterdiversität in Baden-Württemberg       Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg hat ein weiteres Modul innerhalb unseres Forschungsprojektes „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik“ bewilligt. Angesiedelt ist das Forschungsprojekt am Lehrstuhl von Prof. Dr. Wolfram Pyta, Abteilung Neuere Geschichte des Historischen Seminars der Universität Stuttgart. Das nun startende dritte Forschungsmodul hat den Titel „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg. Lebenswelten und Verfolgungsschicksale von transgender, trans- und intersexuellen Menschen im deutschen Südwesten (1920-2020)“. Es wird von Januar 2024 bis Dezember 2026 laufen und wie schon die beiden Vorgängermodule mit einer wissenschaftliche Studie abgeschlossen. Dieses deutschlandweit erste Forschungsprojekt, das sich mit der Geschichte von transgender, trans*- und inter*sexuellen Menschen in einem Bundesland in den letzten 100 Jahren befasst, gibt uns auch die Möglichkeit, diejenigen Themen und Biografien eingehender zu erforschen, die im Verlauf des bisherigen Forschungsprojektes nur angerissen werden konnten.

Toni Simon, Fotocollage „Mein Leben im Bild“, zusammengestellt von Toni Simon zum 70. Geburtstag, Kornwestheim 1957, Schwules Museum Berlin, Sammlung die runde

So zum Beispiel die Biografie von Toni Simon (1887-1979) mit dem Blog-Beitrag — https://www.lsbttiq-bw.de/2016/09/30/ha-waisch-die-saget-halt-oifach-toni-zur-formierung-des-selbst-in-der-fotocollage-des-stuttgarter-originals-toni-simon/ , das Thema Wiedergutmachung von Transvestit*innen und Damenimitator*innen nach 1945 — https://www.lsbttiq-bw.de/2017/12/21/wiedergutmachung-von-transvestiten-und-damenimitatoren-nach-1945/ , das Thema Kriminalisierung von normabweichenden Verhalten — https://www.lsbttiq-bw.de/2017/07/04/aussergewoehnlicher-aktenfund-im-staatsarchiv-ludiwgsburg/ , ein Interview zur Biografie der Kirchenmusikkomponistin Kerstin Thieme (1909-2001) — https://www.lsbttiq-bw.de/zeitzeuginnen-interviews/interview-mit-juliane-ernst-tochter-von-kerstin-thieme-geboren-als-karl-thieme/ , oder zu historischen Begrifflichkeiten — https://www.lsbttiq-bw.de/2016/09/28/zwitter-was-uns-ein-lexikoneintrag-von-1950-ueber-intersexualitaet-erzaehlt/. Über Hinweise auf Biografien, Dokumente, Fotografien und andere Visualisierungen von und zu Personen aus dem Begriffsfeld Geschlechterdiversität insbesondere aus dem Zeitraum 1900 bis 1945 freuen wir uns sehr! Bitte wenden Sie sich (selbstverständlich auf Wunsch vertraulich) an: karl-heinz.steinle@hi.uni-stuttgart.de oder verwenden Sie unser Kontaktformular https://www.lsbttiq-bw.de/mitmachen/kontakt-aufnehmen/.

 

29. November 2023: Die Präsidentin des Bundestages Bärbel Bas und Justizminister Dr. Marco Buschmann eröffneten heute im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages die Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“. Die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld produzierte und von Dr. Insa Eschebach, Andreas Prfetzel und Karl-Heinz Steinle kuratierte Ausstellung erzählt von gesellschaftlicher Ausgrenzung, Denunziationen und von staatlichen Repressions- und Verfolgungsmaßnahmen. Sie berichtet von Gefängnis- und KZ-Haft queerer Menschen, von Flucht und Suiziden. Thema sind auch die verschiedenen Formen der Selbstbehauptung: Liebe, Freundschaften und Netzwerke. Vorgestellt werden auch zahlreiche Biografien aus Baden-Württemberg. Infos zum Besuch der Ausstellung im Bundestag, zu bereits feststehenden Ausstellungsstationen und zu Ausleihmodalitäten finden Sie auf der Webseite der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Oktober 2023: am 23. und 24. November 2023 findet in der Europäischen Akademie des rheinland-pfälzischen Sports in Trier die Tagung „Queeres Leben in der Gross-Region“ statt. Im Zentrum Europas zwischen Deutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz), Frankreich (Lorraine), Luxemburg und Belgien (Wallonie, Fédération Wallonie-Bruxelles, Deutschsprachige Gemeinschaft) gelegen, bildet die Großregion einen internationalen Kooperationsraum von 11,7 Millionen Einwohner*innen. Apekte zu deren vielfältiger queerer Geschichte sollen auf der Tagung zur Sprache kommen. Informationen zur Tagung finden Sie hier: https://queernet-rlp.de/queeres-leben-in-der-grossregion/

September 2023: „Jene. Homosexuelle während des Zweiten Weltkriegs“ lautet der Titel der Studie der polnischen Historikerin Joanna Ostrowska. »Jene«, das sind die Anderen, die Homosexuellen, deren Anerkennung als Verfolgte des Nazi-Regimes überall in Europa lange auf sich warten ließ. In der Nachkriegszeit galten sie in Polen als »Deutsche« oder »Fremde« und nicht der Würdigung wert. In den Gedenkstätten früherer deutscher Konzentrationslager auf dem Gebiet Polens werden sie noch immer meist verschwiegen. In ihrer detaillierten Auswertung von NS-Sondergerichtsakten und anderen Quellen aus aller Welt gelingt es Joanna Ostrowska, die bewegenden Schicksale »Jener« von Männern verschiedener Nationalitäten nachzuzeichnen, die gemäß Paragraf 175 verurteilt und in Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen wurden. Dabei geht sie auch auf die Liebesbeziehung eines Tübingers zu einem polnischen sogenannten „Zwangsarbeiter“ ein. Am 6. September 2023 wird das Buch im Ort der Information des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin vorgestellt. Informationen zur Veranstaltung und zur Publikation finden Sie hier.

Juli 2023: Ausschreibung bis 11. August: Förderung für gefährdete Forschende
Die Universität Stuttgart kann im Rahmen der 13. Ausschreibungsrunde der Philipp Schwartz-Initiative bei der Alexander von Humboldt-Stiftung Fördermittel zur Aufnahme gefährdeter Forschender beantragen. Wer eine gefährdete Person nominieren möchte, sollte bitte umgehend oder bis spätestens 11.08.2023 mit dem Welcome Center Kontakt aufnehmen, damit ausreichend Zeit bleibt, den Antrag gemeinsam vorzubereiten.

Juli 2023: Die Hochschule Magdeburg-Stendal befragt lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und inter* Senior*innen beispielsweise dazu wie sie ihren Alltag mit Pflegebedarf konkret erleben, welche Personen im persönlichen Umfeld anbieten, sie zu unterstützen, und auf welche Art dies geschieht. Die Forschenden interessiert auch wie die Angebote durch das persönliche Umfeld die mobile und stationäre Pflege ergänzen und begleiten. Befragt werden Senior*innen mit Pflegebedarf (festgestellter Pflegegrad) und Personen, die im Alltag unterstützen. Aktuell suchen die Forschenden lesbische und bisexuelle Frauen, die zu einem Interview bereit sind. Den Interviewpartner*innen wird viel Raum geben, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und genau die Schwerpunkte zu setzen, die ihnen am Herzen liegen. Der Rahmen ist locker und offen gestaltet: Erzählt wird, was erzählt werden will. Die Interviews können deutschlandweit stattfinden. Großer Wert wird auf den Schutz der Daten gelegt. Alle Interviews werden anonymisiert. Direkter Kontakt ist per Email pflewak@sgm.h2.de oder telefonisch (0391) 886 42 83 möglich. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Webseite: www.h2.de/pflewak.

Juni 2023: Das queere Geschichtsprojekt „Einhorn sucht Regenbogen“ der Stadt Schwäbisch Gmünd hatte im letzten Jahr seinen Auftakt. Initiiert wurde auch die gleichnamige Geschichtswerkstatt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, in einem für alle ogffenen Diskussionsprozess Queere Geschichte in der Stadtgeschichte nachzuspüren. Die Ergebnisse werden am 13. Juni 2023 im Saal der Schwäbisch Gmünder Volkshochschule präsentiert: Die Besucher*innen erwartet „ein Kaleidoskop aus bekannten Orten, vielschichtigen Symbolen, eindrücklichen Schicksalen und persönlichen Eindrücken, die wir einem breiten Publikum zugänglich machen möchten. Mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Richard Arnold, fetziger Musik von „The Renates“ und einer kleinen Bewirtung“.

Juni 2023: Julia Noah Munier wurde zum diesjährigen Deutschen Historikertag vom 19.-22. September an der Universität Leipzig eingeladen und wird mit ihrem Beitrag „Anders als die Andern? Homo- und bisexuelle Männer in Baden-Württemberg in den 1950er und 1960er Jahre“ an der Sektion „An den Rändern des Erfolgs – Segregierte Geschichten der (frühen) Bundesrepublik“ teilnehmen, die von Stefanie Schüler-Springorum und Maria Alexopoulou geleitet wird. Siehe dazu: https://www.historikertag.de/Leipzig2023/programm/sektionen/an-den-raendern-des-erfolgs-segregierte-geschichten-der-fruehen-bundesrepublik/.

Mai 2023: Teile der von September 2021 bis Juli 2022 im Stadtmuseum Tübingen gezeigten Ausstellung „Queer durch Tübingen. Geschichten vom Leben, Lieben und Kämpfen“, die auf das gleichnamige Forschungsprojekt des Stadtarchivs Tübingen zurückging, werden vom 1. bis zum 11. Juni 2023 in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund gezeigt, die sich in der Berliner Tiergartenstrasse befindet. Auf einer Veranstaltung am 7. Juni 2023 sprechen Dr. Daniela Harsch, Bürgermeisterin für Soziales, Ordnung und Kultur der Stadt Tübingen und Tübingens Stadtarchivar Udo Rauch. In einem „Generationengespräch“ diskutieren die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann, der Schauspieler Mario Högemann und Atahan Demirel von der Türkischen Gemeinde Deutschland. Die Moderation macht Matthias Frings.

April 2023: Das MARCHIVUM, Mannheims Archiv. Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung hat als Band 9 seiner Schriftenreihe „Queer im Leben! Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region“ herausgebracht. Autor*innen des 344 – seitigen Kompendiums sind Dana-Liva Cohen, Wolfgang Knapp und Christian Könne. Der Publikation soll im Jahr 2024 eine Ausstellung im MARCHIVUM folgen.

März 2023: Völlig überraschend ist am 5. Februar 2023 in Stuttgart Joachim Stein (*1959) verstorben. Er war ein markante Person in der LSBTTIQ-Community in Baden-Württemberg, engagiert in vielen Initiativen und Projekten und in ganz Deutschland vernetzt. Zuletzt war er Leiter der Weissenburg. Zentrum LSBTTIQ Stuttgart, das er mitgegründet, auf- und ausgebaut hat. Joachim Stein hat unser Forschungsprojekt „LSBTTIQ in BW“ immer unterstützt, es mit kritischen Fragestellungen begleitet und in mehreren Veranstaltungen innerhalb der queeren Community zur Diskussion gestellt. Eine Gedenkfeier für alle Menschen, die sich Joachim Stein verbunden fühlen, findet am 10. März 2023 um 17.30 h im DGB-Gewerkschaftshaus (Willi-Bleicher-Straße 20, 70174 Stuttgart) statt.

Februar 2023: Teile der Ausstellung „Queer durch Tübingen“ des Stadtmuseums Tübingen, die dort von September 2021 bis Juli 2022 gezeigt wurde und die auf das 2017 gestartete Forschungsprojekt „Queer durch Tübingen. LSBTTIQ in Tübingen und Region vom Mittelalter bis heute“ aufbaute, werden vom 1. bis zum 11. Juni 2023 in der Landesvertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin zu sehen sein. Zu erstehen ist dort auch noch der umfangreiche Ausstellungslkatalog mit 360 Seiten und vielen farbigen Abbildungen. Am 7. Juni 2023 wird es anlässlich der Präsentation eine große Veranstaltung in der Landesvertretung geben.

Januar 2023: Zum 27. Januar, dem International Holocaust Remembrance Day, gedenkt der Bundestag schon seit Jahren in einer Feierstunde an die Opfer des Nationalsozialismus. In diesem Jahr ist dieses offizielle Gedenken der Bundesrepublik Deutschland erstmals den im Nationalsozialismus verfolgten sexuellen Minderheiten gewidmet. Jahrelang kämpften Historiker*innen und Aktivist*innen um diese Feierstunde, der Autor und Historiker Lutz van Dijk hat sie mit mehreren Petitionen an das Bundestagspräsidium maßgeblich mitinitiiert. Das Programm zur Gedenkstunde am 27.1.2023 ab 10 h: Nach einer Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) folgt eine Ansprache der niederländischen Holocaust-Überlebenden Rozette Kats, die sich seit langem auch für die LSBTIQ-Opfergruppe engagiert. Danach lesen Maren Kroymann einen Text zu Mary Pünjer, die als “Lesbierin” vergast wurde, und Jannik Schümann zu Karl Gorath, der zwar Auschwitz überlebte, aber schon 1946 erneut nach § 175 verurteilt wurde. Im Anschluss daran berichtet Klaus Schirdewahn von seiner Verhaftung nach § 175 in Ludwigshafen im Jahr 1964 als 17-jähriger junger Mann. Musikalisch begleiten die Sängerin Georgette Dee und der Pianist Tobias Bartholmeß die Gedenkstunde mit zwei im Nationalsozialismus verbotenen Liedern aus den 1920er Jahren. Die Gedenkstunde (ab 10 Uhr) wird von der ARD übertragen. Live gesehen oder später abgerufen werden kann sie auch über den Kanal des Bundestages (www.bundestag.de).

Dezember 2022: Zur Geschichte der Bisexualität ist nur wenig bekannt: In einem von BiBerlin e.V. durchgeführten und von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) des Berliner Senats geförderten Projekt wurde erstmalig die „Jüngere Bi+ Geschichte in Berlin“ erforscht und beschrieben. Der Autor Karl-Heinz Steinle hat Originaldokumente ausgewertet und zentrale Zusammenhänge wichtiger Ereignisse – von den frühen Treffen verschiedener Bi+ Akteur*innen bis hin zur Vereinsgründung von BiNe – Bisexuelles Netzwerk e.V. und darüber hinaus – für eine weitere Forschung aufbereitet. Die Dokumentation ist jetzt online einsehbar und kann auch als Print-Version bestellt werden.

November 2022: Vom 7. bis 11. November 2022 findet an der Universität Stuttgart die Gender Week statt. Die Gleichstellungsbeauftragte Dr.in Grazia Lamanna und das Team des Gleichstellungsreferats laden gemeinsam mit der Prorektorin für Diversity und Internationales Prof.in Silke Wieprecht dazu ein. Da umfangreiche und vielfältige Programm finden Sie hier.

Oktober 2022: Am Mittwoch, 26. Oktober 2022 feierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg im Museum Hotel Silber in Stuttgart das 30-jährige Bestehen des Arbeitskreises (AK) Lesbenpolitik in der GEW: Der Berliner Historiker Andreas Pretzel stellte seine Studie zur Erforschung der Geschichte des Arbeitskreises vor. Anschließend diskutieren unter anderem Kultusministerin Theresa Schopper und Lesbenpolitikerinnen der GEW über die Möglichkeiten zur Teilhabe und Persönlichkeitsentwicklung an den Schulen im Land. Die gesamte Veranstaltung ist hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=IRJ9hbcm768.

September 2022: Die Stadt Schwäbisch Gmünd möchte ihre queere Geschichte erforschen und lädt parallel dazu Expert*innen für Vorträge und Präsentationen ein. Am 22. September 2022 wird Dr. Julia Noah Munier vom Forschungsprojekt LSBTTIQ in Baden und Württemberg der Universität Stuttgart über „Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg (1919-1969)“ sprechen. Unter Verwendung vielfältiger historischer Quellen werden in einer crossmedialen Perspektive spezifische lebensweltlichen Gefüge homosexueller Männer und ihre staatliche Verfolgung in unterschiedlichen politisch-historischen Zeiten beleuchtet. Die Vortragsveranstaltung ist kostenlos und eine Kooperation der Volkshochschule mit dem Stadtarchiv, dem Museum im Prediger und der Stabstelle Chancengleichheit Schwäbisch Gmünd.

August 2022: Am 27. Januar 2023 wird im Deutschen Bundestag an sexuelle Minderheiten erinnert werden! Zu verdanken ist dies vor allem dem deutsch-niederländischen Historiker Lutz van Dijk. Seit 2018 hatte er vergeblich beim Bundespräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) dafür geworben und in diesem Zusammenhang auch eine Petition initiiert. Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ging nun positiv auf diese Bemühungen ein. Zusammen mit Henny Engels vom “Lesben- und Schwulenverband Deutschlands” (LSVD) und Lutz van Dijk, beide begleitet und beraten von einer Planungsgruppe bestehend aus weiteren LSVD-Mitgliedern und Aktivist*innen aus verschiedenen Teilen Deutschlands wird jetzt an der konkreten Ausgestaltung der Gedenkstunde am 27. Januar 2023 gearbeitet. Siehe dazu: https://www.tagesspiegel.de/politik/bundestag-wird-zum-csd-erstmals-regenbogenflagge-hissen-4349308.html

Juni / Juli 2022: Erste Entschädigung einer Kommune wegen Verurteilung nach § 175. Der Tübinger Helmut Kress wurde 1961 nach als jugendlicher Lehrling im Technischen Rathaus Tübingen direkt an seinem Schreibtisch verhaftet, in Handschellen abgeführt, verhört und wegen Paragraf 175 verurteilt. Ausgelöst hatte alles eine Anzeige seines damaligen Vorgesetzten, des Oberbürgermeisters Hans Gmelin. Grund für Gmelins Anzeige war ein nie abgeschickter Liebesbrief von Helmut Kress an einen jungen Mann. 2016 hat Helmut Kress in einem Interview für die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld darüber berichtet. Im Zuge des Forschungsprojekts und der Ausstellung „Queer durch Tübingen“ befasste sich auch die Stadtverwaltung Tübingen mit diesem Fall. Sie kam zum Schluss, dass Helmut Kress, der wegen seiner Verurteilung seine Lehre als Bauzeichner nicht mehr weiterführen konnte, wegen dieser verunmöglichten beruflichen Weiterentwicklung entschädigt werden müsse. In einem Festakt am 23. Juni 2022 entschuldigte sich Oberbürgermeister Palmer bei Helmut Kress im Namen der Stadtverwaltung und übergab ihm eine symbolische Entschädigung. Mit diesem ersten Fall einer Kommune, die einen bei ihr beschäftigten Homosexuellen entschädigt, der wegen Paragraf 175 entlassen wurde, wurde Geschichte geschrieben. Vielleicht wird Tübingen ja zum Präzidenzfall für die Bundesrepublik?

Juni 2022: Der Fachverband Homosexualität und Geschichte (FHG) widmet seine diesjährige Jahrestagung „Aspekten der queeren Geschichte Osteuropas“ und hat dafür auf seiner Webseite einen Call for Papers auf Deutsch und Englisch eingestellt. Die Tagung ist öffentlich und findet am 1. Oktober 2022 in Berlin im fhoch3 – Freiraum für Fotografie statt. Kooperationspartnerin ist die Junge DGO, die ein Panel mit Aktivist*innen aus Osteuropa ausrichtet.

Mai 2022: Die Webseite des Netzwerks Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa ist jetzt online! Das DFG Netzwerk Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa eröffnet einem breiten Publikum Zugänge zur Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transpersonen und intersexuellen Menschen (LSBTI) in der Bundesrepublik Deutschland, in der DDR, in der Schweiz und in Österreich. Mitglieder im Netzwerk sind u.a. Dr. Julia Noah Munier und Karl-Heinz Steinle vom Forschungsprojekt „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“ des Historischen Instituts der Universität Stuttgart.

Mai 2022: Auch die Stadt Schwäbisch Gmünd geht jetzt in einem Forschungsprojekt den Spuren ihrer queeren Geschichte auf den Grund. Archiv- und Sammlungsbestände und Biografien zu lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender und queeren Mitbürger*innen sollen zu Tage befördert und sichtbar gemacht werden. Zur Auftaktveranstaltung  „Einhorn sucht Regenbogen – Queer in Schwäbisch Gmünd“ am 16. Mai 2022 sprechen der (offen schwule) Bürgermeister Richard Arnold und die beiden Historiker*innen Dr. Kirsten Plötz und Karl-Heinz Steinle.

Mai 2022: „Song For A Lady“ ist die Lesung der Schriftstellerin Tina Stroheker am 11. Mai 2022  im Stadtmuseum Tübingen betitelt. Im Veranstaltungstext heißt es: „Frauen schreiben über Frauen. Frauen schreiben für Frauen Es überrascht nicht, dass auch viele Lesben unter ihnen sind! Eine Fülle von Gedichten erzählt vom Leben der Frauen in Geschichte und Gegenwart, von ihrer Arbeit, von ihrer Bewunderung für andere Frauen, von Freundschaften untereinander, von Liebe füreinander.“ Weitere Informationen finden Sie hier.

April 2022: „We are everywhere“ – so lautet das Motto des diesjährigen Queer Festivals Heidelberg und der Titel der dazugehörigen Ausstellung mit Fotoprojekten aus elf Ländern. Seit 2009 setzt das Heidelberger Queer Festival, damals das erste seiner Art in Deutschland, ein sichtbares Zeichen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und rückt die Themen der queeren Community in den Fokus. Der Karlstorbahnhof wird mit Konzerten, Performances, Lesungen, Kinovorstellungen, Clubnächten, Workshops und vielem mehr in einem sicheren Umfeld Ort des Geschehens sein. Das Queer Festival möchte in diesem Jahr mit seinem Programm aber in der ganzen Stadt sichtbar sein. Bereits ab dem 25. April findet eine Vorlesungsreihe des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg und des Forschungsprojekts „Alleinstehende Frauen, Freundinnen und Frauenliebende Frauen“ zum Thema „Lesbische Lebenswelten im deutschen Südwesten“ im Friedrich-Ebert-Haus Heidelberg statt. Informationen zu den Veranstaltungen gibt es auf der Webseite www.queer-festival.de

März 2022: Seit 2017 läuft das vom Stadtarchiv Tübingen entwickelte Forschungsprojekt „Queer durch Tübingen. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Trans- und Intersexuelle und Queers (LSBTTIQ) in Tübingen und Region vom Mittelalter bis heute“. Mit wissenschaftlichen Recherchen in staatlichen, kirchlichen, städtischen und privaten Archiven und Sammlungen werden entsprechende Bestände aufgespürt. Auf Grundlage dieser Forschungen kann das Stadtmuseum Tübingen die Geschichte des schwulen, lesbischen, trans, inter und queeren Tübingen erzählen: „Queer durch Tübingen. Geschichten vom Leben, Lieben und Kämpfen“ lautet der Titel der Ausstellung. Ein umfangreicher Katalog enthält ausgewählte Lebensgeschichten: Von König Karl, dem Zeitungsverleger Christoph Müller oder der Schauspielerin Maren Kroymann. Aufgrund der großen Nachfrage wir die Ausstellung bis zum 17. Juli 2022 verlängert. Zum Ende der Ausstellung wird Karl-Heinz Steinle, Mitinitiator des Forschungsprojektes am Stadtarchiv Tübingen in einem Vortrag ein Resummée aus Forschersicht ziehen und Fragen nach den Folgen des Projekts stellen, das – auch im internationalen Maßtab Pilotcharakter hat: Was hat das Forschungsprojekt ausgelöst, welche Reaktionen gab es – in Tübingen und darüber hinaus? – in der Community? – in der Archiv- und Forschungslandschaft?

Februar 2022: Einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Männern standen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR (dort auch zeitweise solche zwischen Frauen) unter Strafe. Erst im Juli 2017 hat der Deutsche Bundestag dieses Unrecht aufgehoben. Alle Verurteilten sind damit automatisch rehabilitiert. Sie können eine Entschädigung beim Bundesamt für Justiz (BfJ) beantragen. Viele, denen eine solche Entschädigung zusteht, haben ihre Rechte bislang nicht geltend gemacht. Jetzt aber drängt die Zeit. Denn nur Anträge, die noch bis zum 22. Juli 2022 beim BfJ eingehen, müssen auch bearbeitet werden. Zu Unrecht Verurteilte, die sich erst nach diesem Stichtag melden, drohen leer auszugehen. Die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e.V. (BISS) appeliert an Bekannte, Verwandte, Freunde, Betreuende und Pflegende: „Viele kennen vielleicht aus Erzählungen den ‚wunden Punkt‘ in der Biografie der Menschen, die nach den Paragrafen 175/151 staatlich verfolgt oder verurteilt worden sind. Wir rufen sie auf: Motivieren Sie die Betroffenen, von ihrem Recht Gebrauch zu machen und die ihnen zustehende Entschädigung noch bis zum 22. Juli 2022 zu beantragen.“ Informationen dazu: https://schwuleundalter.de/download/flyer-unrecht-durch-die-%c2%a7%c2%a7-175-151-ihr-recht-auf-entschaedigung-bis-zum-22-juli-2022/.

Januar 2022: Das Online-Magazin „ReVue. Magazin für Fotografie und Wahrnehmung“ berichtet im Januar 2022 im Beitrag „Fotografien als Lockmittel und Versprechen“ über die Sammlung Tina Glamor, eine der bedeutendsten Sammlungen zur Travestiegeschichte in Deutschland, die in der Nähe von Schwäbisch Gmünd aufgebaut wurde.

Dezember 2021: Forschungsprojekt „Lesbische* Lebenswelten im deutschen Südwesten 1920 – 1970“ mit eigener Webseite. In drei Teilprojekten an den historischen Seminaren der Universitäten Heidelberg und Freiburg und am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät Heidelberg wird erstmals interdisziplinär die Geschichte weiblicher Homosexualität erforscht. Die sehr gut strukturierte und spannend aufbereitete Projektwebseite stellt das Forschungsprojekt selbst, Forschungsansätze und -ergebnisse sowie Vernetzungen und Empfehlungen vor, ihr Besuch lohnt sich unbedingt!

Oktober 2021: Exhibitionism: Sexuality at the Museum lautet der Titel einer Online-Konferenz, die vom 9. bis 12. Dezember 2021 stattfindet und sich mit Fragen zum Themenfeld Sexualität in Museen, Sammlungen und Ausstellungen befasst. Organisiert wird die interdisziplinäre und intersektionale Konferenz von der Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität der Humboldt Universität Berlin, dem Kinsey Institute der Indiana University in Bloomington und dem Wilzig Erotic Art Museum in Miami.

September 2021: Forschungsprojekt und Ausstellung zur queeren Geschichte Tübingens. Seit 2017 läuft das vom Stadtarchiv Tübingen entwickelte Forschungsprojekt Queer durch Tübingen. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Trans- und Intersexuelle und Queers (LSBTTIQ) in Tübingen und Region vom Mittelalter bis heute. Mit wissenschaftlichen Recherchen in staatlichen, kirchlichen, städtischen und privaten Archiven und Sammlungen werden entsprechende Bestände aufgespürt. Zusätzlich werden in Kooperation mit dem Archiv der anderen Erinnerungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Berlin lebensgeschichtliche Interviews mit queeren Tübinger Zeitzeug*innen geführt. Auf Grundlage dieser Forschungen kann das Stadtmuseum Tübingen nun erstmals umfassend die Geschichte des schwulen, lesbischen, trans*, inter*, queeren Tübingen erzählen. Queer durch Tübingen. Geschichten vom Leben, Lieben und Kämpfen lautet der Titel der Ausstellung, die noch bis zum 13. März 2022 zu sehen sein wird. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, der die queere Geschichte Tübingens vom Mittelalter bis in die Gegenwart darstellt und beispielhaft ausgewählte Lebensgeschichten enthält: Von König Karl über den Zeitungsverleger Christoph Müller bis zur Schauspielerin Maren Kroymann, von Transmenschen bis Regenbogenfamilien. Während der Laufzeit der Ausstellung gibt es zahlreiche Veranstaltungen, besonders konzentriert vom 22. bis 31. Oktober 2021 in der Queeren Woche, die vom Kulturamt der Stadt organisiert wird. Das Forschungsprojekt des Stadtarchivs Tübingen wird auch nach der Ausstellung fortgesetzt und kann so Informationen, Hinweise und neue Archivmaterialien aufnehmen, die sich im Zuge der Aufmerksamkeit auf dieses Thema ergeben. Mit dieser Zielsetzung ist das Tübinger Forschungsprojekt nicht nur nachhaltig und zukunftsfähig ausgelegt, es greift auch aktuelle zeitgenössische Fragestellungen wie „Queering the Archives“ auf und hat – auch im internationalen Vergleich – Pilotcharakter.

September 2021 „Verdrängen – Aufarbeiten – Erinnerung. Neue Perspektiven auf LSBTIQ-Geschichte und Gedenken“ ist die diesjährige Fachtagung des Fachverbands Homosexualität und Geschichte, Köln (FHG) betitelt. Sie findet am 2. Oktober 2021 in Kooperation mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main (AmKa) in Frankfurt am Main statt, ist offen für alle Interessierte und kostenlos. Das Programm und die Anmeldemodalitäten finden Sie auf der Webseite des FHG.

August 2021 Seit Juli 2021 bietet „QueerTour Heidelberg“ eine Führung durch die Heidelberger Altstadt mit dem Titel „Kreuz und queer durch Heidelberg“ an. Dabei erfahren die Gäste Aspekte des homosexuellen Lebens in der Geschichte Heidelbergs und entdecken die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Neckarstadt aus diesem speziellen Blickwinkel. Der Altstadtrundgang wird in einer kürzeren Variante von zwei Stunden sowie einer längeren Fassung von drei Stunden angeboten. Alle Informationen und die Buchungsanfrage sind zu finden unter www.queertour-heidelberg.de oder www.heidelberg-marketing.de.

Juli 2021 Der Audioguide „Queere Geschichte*n Freiburg“ ist online! Unter www.queere-geschichten-freiburg.de finden sich 27 Stationen in Freiburg im Breisgau, die historische und aktuelle Geschichten über queere Personen, Themen, Ereignisse, Kontroversen, Szenen und Orte erzählen. Auf der Webseite mit interaktiver Karte können sich Interessierte alle Infos
holen und die Audiobeiträge abspielen. Das geht auch von zu Hause, aber besonders spannend ist es natürlich sich vor Ort in der Stadt auf Spurensuche queerer Geschichte zu begeben – auf einer der vorgeschlagenen Touren oder einfach nach Lust und Laune. Erarbeitet hat den Audioguide für das Feministische Zentrum Freiburg e.V. Lisa Okroi, Studentin an der Universität Freiburg im Breisgau und Aktivistin.

Juni 2021 Am 23. und 24. Februar 2021 veranstaltete das Deutsche Hygiene-Museum Dresden im Rahmen seines Forschungsprojektes „Dinge und Sexualität. Produktion und Konsumtion im 20. und 21. Jahrhundert“ die Online-Tagung „Sexualitäten sammeln. Von Körperpraktiken, Beziehungen und grenzüberschreitenden Objekten“ deren Tagungsprogramm als PDF zu erhalten ist und von der einige Beiträge zu sehen sind. Geplant ist auch die Veröffentlichung eines Tagungsbands, dessen Schwerpunkt auf museologischen und archivarischen
Perspektiven liegt.

17. Mai 2021 Anlässlich des IDAHOBIT, des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie finden zahlreiche Aktivitäten und Aktionen statt. Stellvertretend weisen wir in diesem Jahr auf den digitalen Kongress Queerschluss hin, der vom 27. bis 22. Mai 2021 mit einem umfangreichen Programm stattfindet und von Queerflexiv.de, einem Kooperationsprojekt des Lesben- und Schwulenverbands NRW zur bundesweiten Akzeptanzförderung an Schulen für Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Fachpersonal ausgerichtet wird.

Mai 2021 Im Dezember 2018 wurde das „Hotel Silber„, ehemaliger Sitz der Geheimen Staatspolizei für Württemberg und Hohenzollern und nach 1945 lange Sitz der Kriminalpolizei, als Erinnerungs- und Gedenkort und Außenstelle des Haus der Geschichte Baden-Württemberg eröffnet. Nun erschien der Katalog zur Dauerautellung „Hotel Silber. Eine Dauerausstellung zu Polizei und Verfolgung„, in dem wie auch in der Dauerausstellung auf die Verfolgung von homosexuellen Männern eingegangen wird.

April 2021Anders fühlen. Schwules und lesbiches Leben in der Bundesrepublik. Eine Emotionsgeschichte“ lautet ein gerade im Carl Hanser Verlag erschienenes Sachbuch des Historikers Benno Gammerl. Darin legt er eine umfassende Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor und beschreibt die Lebens- und Gefühlswelten von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen seit den 1950er Jahren, die er in vielen Interviews eingefangen hat.

März 2021 Im März 2021 ist das vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg geförderte Projekt „Alleinstehende Frauen“, „Freundinnen“, „Frauenliebende Frauen“ – Lesbische Lebenswelten im deutschen Südwesten (ca. 1920er-1970er Jahre) gestartet. Ziel des gemeinschaftlichen Forschungsprojekts der Universitäten Freiburg und Heidelberg ist es, Lebenswelten von frauenliebenden Frauen außerhalb der großen Metropolen wie Berlin oder Hamburg zu erschließen. In den drei Teilprojekten sollen lesbische* Akteurinnen, ihre Vernetzung und Kommunikationsräume, der Umgang mit weiblicher Homosexualität in der Medizin sowie rechtliche und private Rahmenbedingungen in (straf-)rechtlichen, polizeilichen oder fürsorgerischen Kontexten untersucht werden. Anhand biographischer Beispiele sollen Lebenswege „lesbischer Akteurinnen“ zwischen den 1920er und 1970er Jahren rekonstruiert werden. Im Zentrum stehen dabei frauenliebende Frauen, die – öffentlich oder in Teilöffentlichkeiten – in Politik, Gesellschaft oder Kultur hervortraten oder in politischen, sozialen oder kulturellen Bewegungen, insbesondere der Frauen- und Homosexuellenbewegung, aktiv waren. Es wird versucht, über Organisationen, Vereine, Clubs, Zeitschriften und Publizistik –Akteurinnen lesbischer* Existenz sowie ihre Vernetzungen zu erfassen.

Januar/Februar 2021 Am 18. Januar 2021 ist Heinz Weichenberger verstorben. Der 1943 geborene Freiburger wurde 1961 wegen § 175 verurteilt und hat darüber in sehr eindrücklicher Weise in einem lebensgeschichtlichen Interview gesprochen, das er 2016 – damals noch unter dem Pseudonym Heinz Schmitz – dem „Archiv der anderen Erinnerungen“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gegeben hat. Ein Zusammenschnitt dieses Interviews mit dem Titel „Ja, ihr dürft heute heiraten, ich bin noch im Gefängnis gesessen“ ist auf unserer Webseite zu sehen. Im Zuge der Diskussion um ein Rehabilitierungsgesetz für die nach den §§ 175 und 175a Verurteilten hat sich Heinz Weichenberger mit seiner Biografie immer wieder für die Berichterstattung in der Presse zur Verfügung gestellt. Nach Inkrafttreten des „Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen“ im Juli 2017 war er einer der ersten, der überglücklich eine offizielle Rehabilitierungsbestätigung erhielt. Zum Nachruf auf Heinz Weichenberger von Dr. Daniel Baranowski, wissenschaftlicher Referent Kultur, Geschichte und Erinnerung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gelangen Sie hier.

Januar 2021 „Repression und Verfolgung homosexueller Männer in Württemberg mit Beispielen aus Reutlingen“ lautet ein Online-Vortrag von Karl-Heinz Steinle. Er wird veranstaltet vom Reutlinger Geschichtsverein in Kooperation mit der Volkshochschule Reutlingen und findet statt am Montag, 25. Januar 2021 ab 20 h. Im Zuge der Reichsgründung 1871 wird in Württemberg der Strafrechtsparagraf 175 eingeführt. Er kriminalisiert männliche Homosexualität, oft auch diejenigen, die heute als Transgender bezeichnet werden. Der Paragraf bestimmt über 120 Jahre die Lebenswelten vieler Menschen: 1935 von den Nationalsozialisten verschärft, wird er erst 1994 abgeschafft. Der Referent gibt einen Überblick über die Wirkungsgeschichte des Paragrafen im NS- und Nachkriegsdeutschland und stellt Biografien von Betroffenen mit Reutlingen-Bezug vor. Infos zu Anmeldemodalitäten und der Teilnahmegebühr finden Sie unter diesem Link:
https://www.reutlingen.de/de/Rathaus/Aktuelles/Nachricht?view=publish&item=article&id=15897

Januar 2021 „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“, herausgegeben von Joanna Ostrowska, Joanna Talewicz-Kwiatkowska und Lutz van Dijk erschien Ende 2020 im Querverlag Berlin. Die Publikation geht der Frage nach, warum ein angemessenes Erinnern an das Leid nicht-heteronormativer Opfer sowohl am Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag als auch in der Gedenkstätte Auschwitz noch immer fehlt und stellt einzelne Biografien vor. Am 24. Januar 2021 von 16 bis 17.30 h findet in der Weissenburg LSBTTIQ-Zentrum Stuttgart eine Buchvorstellung mit eine_r der Autor_innen Anna Hájková (Großbritannien) und dem Mit-Herausgeber Lutz van Dijk (Südafrika) statt. Die Veranstaltung von der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber zusammen mit der Themengruppe Geschichte des Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg und anderen ist als Online-Veranstaltung im Livestream geplant, Infos dazu auf www.zentrum-weissenburg.de. Vor drei Jahren hat Anna Hájková auf dieser Webseite einen Beitrag zum Verborgenen Leben der lesbischen Holocaust-Überlebenden Eleonore Behar vorgestellt.

Dezember 2020 „… in ständiger Angst …“ lautet eine Studie der Historikerin Kirsten Plötz über den Entzug des Sorgerechts von lesbischen Müttern in der Bundesrepublik. Die Studie belegt eine strukturelle Diskriminierung lesbischer Mütter während des gesamten Forschungszeitraumes von 1946 bis 2000. Rechtliche Regelungen sowie gesellschaftliche Erwartungen und moralische Bedenken von Richter_innen und Gutacher_innen hinsichtlich des Kindeswohls in gleichgeschlechtlichen Beziehungen führten dazu, dass lesbische Mütter den Verlust des Unterhalts und des Sorgerechts für ihre Kinder fürchteten und teilweise auch erleiden mussten, wenn sie sich von ihrem Ehemann scheiden ließen, um in einer Liebesbeziehung mit einer Frau zu leben. Die Studie wurde vom Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben und vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld begleitet. Vorgestellt wird die Studie am 14. Januar 2021 in einer Online-Veranstaltung als Live-Stream ab 13 h: https://mffjiv.stremingconsole.com. Ab dem Abend des 14.1.2021 wird die Studie in einer Kurzfassung und in einer ausführlichen Fassung veröffentlicht. Beide Fassungen sind dann über eine Webseite des Ministeriums für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz einfach herunterzuladen: www.regenbogen.rlp.de/

November 2020: Zum Thema Bisexualität gibt es nur wenige Forschungen. Aus diesem Grunde sei hier auf eine gerade erschienene englischsprachige Publikation hingewiesen: Emiel Maliepaard, Renate Baumgartner (Hg.): „Bisexuality in Europe: Sexual Citizenship, Romantic Relationships, and Bi+Iidentities“, Oxford und New York [Routledge] 2020. Die ebook-Version der Publikation steht über OPEN ACCES zum Download bereit.

September/Oktober 2020: We are Part of Culture ist eine Kunstausstellung, konzipiert für den öffentlichen Raum. Seit 2017 zeigt sie queere Persönlichkeiten von der Antike bis heute, die nach Einschätzung des Kurator_innen-Teams aus Stuttgart die europäische Gesellschaft nachhaltig geprägt haben. Die Auswahl der Personen wird laufend erweitert. Ihre Portraits werden von Künstler_innen speziell für die Ausstellung geschaffen. Bis 2019 wurde das Projekt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sowie der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert und wird jetzt getragen von der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft „100% Mensch“. Neben vielen anderen Stationen in diesem Jahr wird die Ausstellung vom 30. November bis zum 23. Dezember 2020 in den Räumen der Universität Stuttgart, Campus Vaihingen gezeigt.

August 2020: Weil wenig darüber bekannt ist, welche Erfahrungen inter* und trans Menschen bei medizinischen Routinebehandlungen machen, hat die Fachhochschule Dortmund die Studie zu Erfahrungen von inter* und trans Personen in der allgemeinen Gesundheitsversorgung in Deutschland gestartet. Hintergrund der Studie sind die Fragen: Gehen Gesundheitsfachkräfte sensibel und bedarfsgerecht mit inter* und trans Personen um? Spielt das Geschlecht überhaupt eine Rolle? Fühlen sich inter* und trans Personen gut aufgehoben in Arztpraxen, bei Therapeut*innen oder im Krankenhaus? Die Ergebnisse der Studie dienen als Grundlage für die Entwicklung eines Online-Fortbildungsangebots für Gesundheitsfachkräfte. Zum Fragebogen geht es hier. Gesucht werden inter* und/oder trans Personen für Studieninterviews, Infos zu Teilnahmekritierien und Anmeldung hier.

Juni 2020: Coronabedingt wurde die Veröffentlichung mehrerer Publikationen, die sich auf unser Projekt beziehen, verschoben. Die für Juni 2020 angekündigte Studie von Dr. Julia Noah Munier Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert erscheint im Oktober 2020 (https://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/appDE/Geschichte/Neuere-Geschichte/Lebenswelten-und-Verfolgungsschicksale-homosexueller-Maenner-in-Baden-und-Wuerttemberg-im-20-Jahrhundert).

Mai 2020: Die Aktions- und Thementage mit lsbttiq-Bezug im Mai werden in diesem Jahr wegen Corona überwiegend virtuell begangen. IDAHOT: Bei seiner Gründung 2005 lautete der in den USA initiierte Aktionstag „International Day against Homophobia“. 2009 wurde „Transphobie“, 2015 „Biphobie“ in den Namen aufgenommen. Der IDAHOT wird jährlich am 17. Mai begangen. Die Wahl des Datums bezieht sich auf den 17. Mai 1990, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten gestrichen hat. Deutschlandweite Aktionen sind auf der Webseite des CSD Deutschland e.V. zu finden. Am 26. Mai 2020 findet jährlich der Tag der Vielfalt oder Diversity-Tag statt, der in diesem Jahr unter dem Motto „Digitaler Diversity Tag“ – DDT2020 stattfindet. Informationen zu den Veranstalter_innen und Aktionen finden Sie auf der Seite der Charta der Vielfalt.

April 2020: Passend zum „Tag der lesbischen Sichtbarkeit“ am Sonntag, 26. April geht der Podcast „Queer is near“ von Martina Tirolf aus Freiburg im Breisgau „on air“. Hier erzählt die Macherin über ihr eigenes spätes Coming-Out erzählt. Ein solches Coming-Out von Menschen, die bis dato ein heterosexuelles (Familien-)Leben geführt haben ist immer noch mit einem Tabu belegt und für viele auch heute noch undenkbar. Zu sehr bremsen die Sorgen und Ängste: Wie reagiert der_die gekränkte Partner_in? Werde ich das Sorgerecht für die Kinder verlieren? Verstößt mich meine Familie? Wie viele Freund_innen werde ich am Ende noch haben? Werde ich es finanziell und ganz alleine schaffen? Der Podcast beginnt mit dem Thema „Verdrängen als Lebensstrategie“. Die Hörenden werden im 14-tägigen Rhythmus durch die Zeit vor, während und nach dem Coming-Out geführt. Später soll der Podcast durch die Geschichten der Hörer_innen, die Vielfalt queeren Lebens und die verschiedenen Lebenswege einzelner Menschen beleuchten. Unter www.queer-is-near.com befindet sich bereits der Pilot und die erste Folge. Außerdem finden Sie weitere Informationen zum Podcast und zur Podcasterin, sowie die Verlinkung zu den Streamingdiensten, auf denen der Podcast abonniert werden kann.

März 2020: Im Zuge des Forschunsgvorhabens „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“, im Rahmen dessen auch diese Webseite entstand, hat Dr. Julia Noah Munier ihre umfangreiche Studie Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert abgeschlossen. Sie hat ca. 450 Seiten, ca. 20 Abbildungen und wird noch im 1. Halbjahr 2020 im Kohlhammer Verlag Stuttgart erscheinen.

Februar 2020: Im Zuge der Vortragsreihe des Stadtarchivs Tübingen „Auf Zeitreise mit dem Stadtarchiv“ stellen Dr. Julia Noah Munier, Karl-Heinz Steinle und Udo Rauch in einem gemeinsamen Vortrag Querschnittsthemen des Forschungsvorhabens „Queer durch Tübingen. LSBTTIQ in Tübingen und Region vom Mittelalter bis heute“ und dem Forschungsvorhaben der Universität Stuttgart „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“ vor. Der Vortrag findet statt am 9. Juni 2020 um 18 h  im Ratssaaal des Rathaus Tübingen, der Eintritt ist frei.

Januar 2020: Wie wir jetzt erst erfahren, ist am 29. Dezember 2019 Richard Moosdorf verstorben. 1924 in Stuttgart geboren, hat er es vermocht, trotz Gefahr und Repression ein selbstbestimmtes schwules Leben zu leben. In den 1950er und 1960er Jahren war er Mitglied der Reutlinger Kameradschaft die runde und der Schweizer Organisation Der Kreis – Le Cercle – The Circle, deren monatliche Hefte er bezog. 2001 war er einer der Zeitzeug_innen in Jochen Hicks preisgekröntem Dokumentarfilm Ich kenn´ keinen. Allein unter Heteros. Nach der Premiere des Films 2002 auf der Berlinale meldete sich ein 20 Jahre jüngerer Mann bei ihm: Er begehre ältere Männer, sein langjähriger Freund sei gerade gestorben. Seither war dieser Mann an seiner Seite und auch zugegen, als Richard Moosdorf friedlich eingeschlafen ist. Den Zusammenschnitt eines Video-Interviews für das Archiv der anderen Erinnerungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld aus dem Jahr 2016 sehen Sie hier.

Oktober 2019: Das Theaterkollektiv RaumZeit in Freiburg spielt mit der transgender Schauspieler*in Nic* Reitzenstein queere Theaterstücke, die um Identitäten gehen, um nichtbinäre Lebensweisen. Mit „Hanns Kayser auf der Flucht“ hat das Kollektiv über die Feministische Geschichtswerkstatt Freiburg auch den historischen Stoff über Agatha Dietzschin dramatisiert, die in der Neuzeit bei Donaueschingen als Mann gelebt hat und mit Anna Reulin verheiratet war. Nachdem die Identität aufflog, stand sie drei Tage auf dem Freiburger Münsterplatz am Pranger. Die Geschichte stammt aus den Quellen im Stadtarchiv Freiburg. Weitere Infos und auch Theaterfotos sind auf der Webseite des Theaterkollektivs zu finden. Die Akten über Hanns Kayser sind einsehbar und liegen dem Kollektiv als pdf vor – falls eine Person sich weiter mit dieser Geschichte beschäftigen möchte.

September 2019: DFG-Projekt „Homosexuellenbewegung und die Rechtsordnung in der Bundesrepublik 1949-2002“ am Fachbereich Didaktik und Geschichte des Friedrich-Meinecke-Instituts der Freien Universität Berlin. Im Rahmen der Forschungsgruppe „Recht Geschlecht Kollektivität“ untersucht das Teilprojekt die homosexuelle Emanzipationsbewegung der Bundesrepublik in ihrer Auseinandersetzung mit der deutschen Rechtsordnung im Zeitraum von der Gründung der Bundesrepublik 1949 bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Verfassungskonformität des Lebenspartnerschafts-gesetzes (LPartG) im Jahr 2002. Aushgehend von der Hypothese einer emanzipatorischen Rechtsaneignung durch die Homosexuellenbewegung fragt das Teilprojekt nach den Zusammenhängen zwischen Prozessen der Entkriminalisierung und Entdiskriminierung und der Formierung politischer Kollektive und Subkulturen. Untersucht werden die Krminalisierung mann-männlicher Sexualität durch den § 175 StGB, Berufsverbote und schwul-lesbisches gewerkschaftliches Engagement, die Aids-Krise der 1980er und 1990er Jahre sowie Debatten über die sog. „Homo-Ehe“. Mithin geraten die Rechtsgebiete Strafrecht, Sozialrecht, Zivilrecht, Gesundheitsrecht und Arbeitsrecht in den Blick. Dabei stehen die Rechtsdebatten und Rechtspraxen im Fokus, sowie die Funktion und Bedeutung von Recht im Kontext der Kollektivbildung und politischen Emanzipation. Besuchen Sie den Blog „History Sexuality Law“, der vom Teilprojekt ins Leben gerufen wurde.

August 2019: Seit April 2018 wird am Hannah-Arendt-Institut an der TU Dresden die staatliche Verfolgung Homosexueller sowohl in den Jahren der NS-Diktatur als auch unter dem DDR-Regime bis zur Aufhebung des Paragrafen 175 StGB im Jahr 1968 untersucht. Hierbei wird mit Sachsen die regionale Umsetzung in einem Flächenland in den Fokus gerückt. Ziel ist es dabei, die Verfolgungsmaßnahmen im Vergleich zu anderen Regionen zu beleuchten. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes veranstaltet das Hannah-Arendt-Institut am 6. und 7. September 2019 einen Workshop, der die regionalen Unterschiede der Verfolgungspolitik und der daraus resultierenden Lebenssituation Homosexueller in den Blick nimmt, auf dem auch das Forschungsprojekt „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“ vorgestellt wird. Informationen zum Workshop erhalten Sie hier.

Juni 2019: Vom 27. bis 29. Juni 2019 findet im Haus der Kulturen der Welt in Berlin die alle zwei Jahre stattfindende internationale ALMS-Conference (Archives, Libraries, Museums and Special Collections) statt. Die diesjährige Fragestellung lautet: „What does ‘queering memory’ mean under the political, social and cultural conditions of the present? How can the diversity of queer histories be made visible in these digitized times?“ Zum Programm gelangen Sie hier.

April 2019: Neue Webseite zum Entzug des Sorgerechts von lesbischen Müttern. Bundesdeutsche Gerichte entzogen Müttern ihre Kinder bis mindestens in die 1980er Jahre – wenn den Gerichten bekannt war, dass die Mütter lesbisch lebten. Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz und unter der Leitung des Instituts für Zeitgeschichte und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld forscht Dr. Kirsten Plötz zur Frage des Sorgerechtsentzugs bei lesbischen Müttern. Informationen zum Projekt finden Sie nun auch auf der Webseite https://sorgerecht-lesbischer-muetter.de/. Gesucht werden insbesondere Zeitzeuginnen, die ihre Erfahrungen in einem Interview teilen würden.

März 2019: Tagung des Fachverbands Homosexualität und Geschichte (FHG) am 5.  Oktober 2019 in Stuttgart. Die diesjährige öffentliche Fachtagung des FHG richtet die AG Vielfalt der Initiative Lern- und Gedenkort HOTEL SILBER in Stuttgart unter dem Motto „Vielfältige LSBTTIQ*-Geschichte“ aus. Gesucht werden Referent_innen, die ihre Forschungsergebnisse zur Geschichte von LSBTTIQ präsentieren oder Werkstattberichte über aktuell laufende Projekte liefern. Der Aufruf zur Einreichung von Beiträgen (Call for Papers) ist auf der Webseite des Fachverbands, www.invertito.de, aubrufbar.

Februar 2019: Das Blogprojekt www.queersplitter.de ist online gestellt worden. Queersplitter ist ein kollaborativer Blog zu lesbischer, schwuler, bisexueller, transgender, transsexueller und intersex Geschichte. Queersplitter richtet sich an Archivar*innen und Bibliothekar*innen, Forschende, Aktivist*innen und Interessierte  und bietet eine Plattform, um Forschungssplitter, Spuren und Funde zu teilen. Die Recherche zu queerer Geschichte ist teilweise mühsam und die Ergebnisse beruhen oft auf Zufall, weil die Quellen zu LSBTIQ in den meisten Archiven nicht systematisch erfasst werden. Queersplitter ermöglicht es Archiven, Bibliotheken und Forschenden, Informationen über Quellenbestände, Einzelquellen und Hinweise der LSBTIQ-Geschichte zu teilen und bietet so eine Infrastruktur für einen Austausch über Archivalien der queeren Geschichte. „Wir freuen uns, wenn Sie die Plattform ausprobieren, selbst einen Forschungssplitter einstellen oder im Forum mitdiskutieren. Auch weitere Anregungen und Hinweise sind sehr willkommen“, schreiben die Macherinnen Regina Rahe und Nina Reusch. Die Plattform wurde von der „Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und Medien e.V.“ und unter Beteiligung des Arbeitsbereichs Geschichtsdidaktik des Friedrich-Meinecke-Instituts der Freien Universität Berlin erstellt und wird gefördert von der „Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung“ der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Berlin.

Januar 2019: Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der alljährlich am 27. Januar begangen wird, widmet der Landtag von Baden-Württemberg seine Gedenkstunde erstmals LSBTTIQ. Die Veranstaltung am 25. Januar 2019 im Haus des Landtags wird eröffnet mit einer Gedenkrede der Landtagspräsidentin Muhterem Aras, Joachim Stein vom Stuttgarter LSBTTIQ-Zentrum Weissenburg spricht ein Grußwort. Den Fachvortrag hält Prof. Dr. Wolfram Pyta von der Abteilung Neuere Geschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart, bei dem das Forschungsvorhaben „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“ angesiedelt ist. Weitere Veranstaltungen im Zuge des Gedenktages sind die Wanderausstellung „Und trotzdem – Lesben im Nationalsozialismus, die am 23. Januar 2019 im Hotel Silber in Stuttgart mit dem Impulsvortrag von Janka Kluge „Wie sah die Verfolgung lesbischer Frauen aus und warum blieb sie so lange unsichtbar?“ eröffnet wird, sowie die Gedenkfeier für LSBTTIQ-Opfer des Nationalsozialismus im Rathaus Heidelberg am 27. Januar 2019, wo Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner und der Grünen-Politiker Volker Beck sprechen werden. Zu Worte kommen auch die Zeitzeugen Klaus Schirdewahn aus Mannheim und Helmut Kress aus Tübingen sowie die Historikerin Claudia Weinschenk (Stuttgart).

November 2018: Die Webseite Der-Liebe-wegen, mit der wir kooperieren, hat den Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg 2018 gewonnen. Diesser wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg vergeben. Damit wurde erstmals eine Geschichtsinitiative ausgezeichnet, die die Belange von LSBTTIQ in Baden-Württemberg im Fokus hat. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 22. November 2018 im Katholischen Gemeindezentrum St. Margarethen in Waldkirch statt. Wir gratulieren herzlich!

Oktober 2018: Tagung des Fachverbands Homosexualität und Geschichte am 3.  November 2018 in Wien. Der seit 1992 bestehende Fachverband von Historiker*innen und an der Geschichte der Homosexualitäten Interessierten veranstaltet seine diesjärige Fachtagung in Wien. Ausrichter ist das Zentrum für schul/lesbische Kultur und Geschichte, Qwien. Ein wichtiger Aspekt dieses der queeren Geschichte gewidmeten, allen Interessierten odffenstehenden Tagung ist es, die Bandbreite der Themen vorzustellen, die in der aktuellen Forschung diskutiert werden. So spannt sich der Bogen von der frühen Neuzeit bis zur Auseinandersetzung mit HIV/Aids in der unmittelbaren Vergangenheit. Daneben werden Forschungsprojekte in Deutschland und Österreich vorgestellt. Hinweise zur Tagung und zur Anmeldung finden Sie hier.

Juli 2018: Späte Aufarbeitung. LSBTTIQ-Lebenswelten im deutschen Südwesten ist der Tagungsband betitelt, der gerade bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg erschienen ist und von Martin Cüppers und Norman Domeier herausgegeben wurde. Er liefert erste Ergebnisse der breitangelegten wissenschaftlichen Aufarbeitungsprojekte von LSBTTIQ-Lebenswelten, die in den letzten Jahren in Baden-Württemberg ermöglicht wurden. Darin enthalten sind Beiträge von Frederick Bacher, Daniel Baranowski, Ralf Bogen, Gerhard Fritz, Carolin Küppers, Martin Lücke, Julia Noah Munier, Kirsten Plötz, Helmut Puff, Nina Reusch, Jean-Luc Schwab, Michael Schwartz, Karl-Heinz Steinle und Pierre Thielbörger, die ganz unterschiedliche Aspekte der Forschung und Vermittlung, aber auch Forschungsergebnisse zur LSBTTIQ-Geschichte in Baden und Württemberg vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart liefern. Der Tagungsband kann im Webshop der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg bestellt werden: https://www.lpb-bw.de/publikation3348. Außerdem steht er in zwei E-Book-Formaten kostenlos zum Download zur Verfügung: https://www.lpb-bw.de/e-books.html.

Februar 2018: LSBTI-Geschichte entdecken! ist eine Broschüre betitelt, die im Auftrag der Senatsverwaltung für Justiz- und Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Berlin, Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung, Fachbereich LSBTI herausgegeben wurde. Der „Leitfaden für Archive und Bibliotheken zur Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen“ wurde von der Berliner Politik- und Sozialwissenschaftlerin Christiane Leidinger erstellt und erschien in der Schriftenreihe des Fachbreichs LSBTI. Er gibt allen historisch Interessierten ganz praktische Tipps und zeigt „Wege zur Identifizierung und Nutzung von relevanten Quellenbeständen Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1970er  Jahre“. Der Leitfaden kann als pdf-Datei eingesehen und abgespeichert oder aber über die EMail-Adresse Broschueren.LADS@senjustva.berlin.de in gedruckter Form bestellt werden.

Januar 2018: Werbe-Flyer „Sie machen Geschichte!“ Ein vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg finanzierter Werbe-Flyer stellt die Webseite Der Liebe wegen und unsere Webseite lsbttiq-bw.de vor. Der Flyer lädt die LSBTTIQ-Community wie die allgemeine Bevölkerung zur aktiven Teilhabe an der Aufarbeitung und Ausgestaltung der lsbttiq-Landesgeschichte von Baden-Württemberg ein.

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November 2017: „Queer Life in the City“ – wie sah queeres Leben in den deutschen Großstädten der 1970er, 1980er, 1990er Jahren aus? Zu ihrer ersten Station Stuttgart befragen Claudius und Sven vom You Tube Kanal Sissy That Talk u.a. Laura Halding-Hoppenheit vom Kings Club und den Künstler Hannes Steinert. Die Premiere des Films ist am 28. November 2017 in der Weissenburg, dem Zentrum LSBTTIQ Stuttgart. Zur Veranstaltung siehe hier, der Teaser des Films ist hier zu sehen.

16. Oktober 2017: „Ich bin nun kein Straftäter mehr – obwohl ich nie einer war.“ Unser Zeitzeuge Heinz Schmitz erhielt als einer der ersten ehemaligen nach § 175 StGB Verurteilten seine offizielle Rehabilitierungsbescheinigung. Wir danken ihm für seinen Mut, seine Lebensgeschichte zu erzählen und für seine Offenheit, und wir gratulieren ihm herzlich! Zum Interview mit Heinz Schmitz „Ja, ihr dürft‘ heute heiraten, ich bin noch im Gefängnis gesessen“ gelangen Sie hier: https://www.lsbttiq-bw.de/zeitzeuginnen-interviews/interview-mit-heinz-schmitz/

 

Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung verurteilter Homosexueller tritt in Kraft. 21. Juli 2017: Heute hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das „Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen“ unterschrieben. Damit gemeint sind Frauen und Männer, die nach den Paragrafen 151 StGB der DDR und 175 StGB der Bundesrepublik verurteilt worden sind. Der Bundesrat hatte am 7. Juli 2017 in seiner 959. Sitzung darüber abgestimmt (siehe Plenarprotokoll, stenografischer Bericht, Punkt 98, S. 374). Die Urteile werden kollektiv aufgehoben. Verurteilten steht auf Antrag eine Entschädigung in Höhe von 3.000 Euro je Urteil sowie zusätzlich 1.500 Euro je angefangenem Jahr erlittener Freiheitsentziehung zu. Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen mit Personen unter 16 Jahren werden nach einer späten Änderung des Gesetzentwurfes nicht aufgehoben. Im ursprünglichen Entwurf lag die Grenze bei 14 Jahren und damit bei dem Schutzalter, das im geltenden Recht für das absolute Verbot von sexuellen Handlungen maßgeblich ist. Diese nachträgliche Einschränkung war von der CDU/CSU gefordert worden. Die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren (BISS) hat mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums eine kostenfreie Hotline eingerichtet, die unter der Nummer 0800 – 175 2017 über die Stellung des Antrags auf Entschädigung informiert und die Abwicklung über das zuständige Bundesamt für Justiz unterstützt.

Bundestag beschließt Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung verurteilter Homosexueller. 22. Juni 2016: Heute ist der von Justizminister Heiko Maas (SPD) vorgelegte Gesetzentwurf zur strafrechtlichen Rehabilitierung und Entschädigung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen vom Bundestag einstimmig verabschiedet worden. Damit wird eine schon seit Jahrzehnten erhobene Forderung der Emanzipationsbewegung der Homosexuellen erfüllt. Der Gesetzentwurf war im Mai 2016 vorgelegt und im März 2017 vom Bundeskabinett beschlossen worden. Zu seiner 1. Lesung im Bundestag am 28. April 2017 waren nach 1945 verurteilte Männer als Ehrengäste anwesend, unter ihnen unsere beiden Zeitzeugen Heinz Schmitz aus Freiburg und Helmut Kress aus Tübingen. Eine kurzfristige Änderung am Gesetzesentwurf wurde im Bundestag im Bundestag kritisiert. Demnach sind Betroffene von der Rehabilitierung ausgeschlossen, wenn ihre Urteile auf sexuellen Handlungen mit unter 16-Jährigen basieren. Die ursprünglich vorgesehene Altersgrenze von 14 Jahren war auf Druck der CDU/CSU-Fraktion noch einmal angehoben worden. Sowohl die Opposition als auch die SPD kritisierten die Altersanhebung. Die einzige Alternative wäre nach Darstellung der Sozialdemokraten allerdings ein kompletter Verzicht auf die angepeilte Rehabilitierung gewesen. „Während die Union mitteilte, durch die Anhebung der Altersgrenze sei eine potenzielle verfassungsrechtliche Schwachstelle geschlossen worden, sprach der SPD-Abgeordnete Karl-Heinz Brunner von ’neuem Unrecht‘. Bei einvernehmlichem heterosexuellen Geschlechtsverkehr sehe das Gesetz schließlich schon bei 14-Jährigen Straffreiheit vor.“ (Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-06/homosexualitaet-bundestag-gesetz-rehabilitiert, Abruf 26. Juni 2017). Auch der LSVD kritisierte die nachträgliche Änderung. Der LSVD Baden-Württemberg bemängelt in seiner Stellungnahme vom 23. Juni 2017 diese Einschränkung bei der Aufhebung der Urteile, „die die CDU/CSU in letzter Minute durchgeboxt hat. Das Gesetz führt aber rückwirkend erneut unterschiedliche Schutzaltersgrenzen zwischen Homo- und Heterosexualität ein. Es bleiben Bereiche von der Rehabilitierung ausgeschlossen, die bei Heterosexualität nie strafbar waren. Damit lässt man symbolisch einen Teil des § 175 StGB wiederauferstehen. Das ist Diskriminierung pur.“ (Helmut Metzner vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD): „Historischer erster Schritt zur Rehabilitierung der Opfer von § 175 – Es bleiben gravierende Lücken“.Newsletter des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Baden-Württemberg, 23. Juni 2017. Rechtskräftig wird das Gesetz erst nach seiner Beratung im Bundesrat. Diese erfolgt noch in dieser Legislaturperiode auf den Bundesrat-Sitzungen entweder am 7. Juli oder am 21. September 2017.

1. April 2017: Ich freue mich sehr, dass mein Vertrag für Public History im Rahmen des Forschungsvorhabens „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von Lesben, Schwulen, Transsexuellen, Transgender, Intersexuellen und Queers in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik“ verlängert wurde. Damit kann auch das Internet-Portal www.lsbttiq-bw.de weiterentwickelt werden. Leider stehen derzeit keine Mittel für eine weitere Person zur Verfügung und der Vertrag für meine Kollegin Kirsten Plötz lief zu meinem großen Bedauern aus. Sie wendet sich ihren anderen Arbeiten zu, wird aber die weiteren Entwicklungen des Forschungsvorhabens, insbesondere die Forschungen zu frauenliebenden Frauen aufmerksam begleiten. Karl-Heinz Steinle

22. März 2017: Heute ist das von Justizminister Heiko Maas im Mai 2016 vorgelegte Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung der in der Bundesrepublik nach § 175 StGB Verurteilten vom Bundeskabinett beschlossen worden. Damit wird eine seit Jahrzehnten erhobene Forderung der homosexuellen Emanzipationsbewegung erfüllt. Zum Text des Gesetzes gelangen Sie hier. Die Medien räumen der Diskussion um das Gesetz breiten Raum ein und können in ihrer Berichterstattung auch auf die Unterstützung von Zeitzeug_innen aus dem Public History Projekt der Universität Stuttgart zählen. Vor allem unsere beiden Zeitzeugen Heinz Schmitz aus Freiburg und Helmut Kress aus Tübingen haben mit ihren Berichten über ihre Verhaftung und Verurteilung zur Akzeptanz es Gesetzes in der breiten Öffentlichkeit beigetragen. Zum Interview mit Heinz Schmitz gelangen Sie hier, zum Interview mit Helmut Kress hier.

Seit dem Tag des Gedenkens an den Holocaust, dem 27. Januar 2017, ist die Webseite Der Liebe wegen online gestellt. Sie handelt „Von Menschen im deutschen Südwesten, die wegen ihrer Liebe und Sexualität ausgegrenzt und verfolgt wurden“. Ihre Autor_innen Werner Biggel, Ralf Bogen, Rainer Hoffschildt, Jens Kotala, William Schaefer, Kim Schicklang, Christina Schiederdecker und Claudia Weinschenk beschreiben Verfolgung und Repression besonders von schwulen, aber auch von lesbischen, bisexuellen, transsexuellen und transgender Baden-Württemberger_innen vor allem im Zeitraum 1933 bis 1969. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung der Verfolgung von Männern. In separaten Menüpunkten wird auf das Problem der VUnsichtbarkeit von frauenliebenden Frauen und auf die Frage eingegangen, was Geschlecht eigentlich ist. Auf einer Gedenkkarte werden Kurzbiografien und Dokumente von drei Frauen und 251 Männern mit Bezug zur Region des heutigen Baden-Württemberg dargestellt, die im Nationalsozialismus ausgegrenzt und verfolgt wurden. Welches Geschlecht und welche sexuelle Orientierung diese Personen letztlich wirklich hatten, ist nicht bekannt. Biografien von Menschen, die heute als Transgender, trans- und/oder intersexuelle Menschen bezeichnet werden und/oder sich selbst so bezeichnen, fehlen. Getragen wird die Webseite von der Weissenburg e.V. in Stuttgart und der Rosa Hilfe Freiburg e.V. Gefördert wurde sie vom Ministerium für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg und der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.

Die erste bahnbrechende Studie über Verfolgung und Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Sexualität und Liebe in einem Flächenland über die Zeit nach 1945 ist erschienen. Das Land Rheinland-Pfalz hatte sie in Auftrag gegegen, dort kann sie auch heruntergeladen werden. Projektleitung hatten das Institut für Zeitgeschichte und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Am 19. November 2016 kam in der ZDF-Sendung Mona Lisa auch unser Zeitzeuge Helmut Kress zu Wort. Der Beitrag unter dem TitelFürs Leben gezeichnet: Paragraph 175“ berichtet über die geplante Entschädigung der in der Bundesrepublik wegen des Paragrafen 175 StGB verurteilten Männer.  Im Beitrag schildert Hemut Kress seine Verhaftung, das Verhör und die Zelle im Jugendgefängnis Oberndorf am Neckar, in der er die Haft verbüßt hat.

Der Oberbürgermeister von Tübingen, Hans Gmelin, hatte einen Mann wegen § 175 StGB denunziert. Ausgelöst durch das Interview mit unserem Zeitzeugen Helmut Kress wurden im Stadtarchiv Tübingen Akten gefunden. Helmut Kress wusste bislang nicht, aufgrund welcher Hinweise er 1961 an seinem Arbeitsplatz im Technischen Rathaus Tübingen verhaftet wurde. Aus den jetzt gefundenen Akten geht hervor, dass es eine Anzeige seines Vorgesetzten, des damaligen Oberbürgermeisters Hans Gmelin (1911-1991) war, die zu seiner Verhaftung und späteren Verurteilung nach § 175 führte. Gmelin schreibt am 18. Oktober 1961 an das Amtsgericht Tübingen: „Das Städtische Personalamt hat in meinem Auftrag am 27.9.1961 der Landes-Kriminal-Hauptstelle Tübingen einen Brief übergeben, der von dem beim Stadtplanungsamt beschäftigten Zeichnerlehrling Helmut Kress abgefasst und an Helmut S. adressiert war. Nach dem Inhalt des Briefes könnte eine strafbare Handlung gemäß § 175 StGB beabsichtigt gewesen sein.“ (Stadtarchiv Tübingen, Bestand A515) Bei dem Brief handelt es sich um einen Liebesbrief von Helmut Kress an einen von ihm verehrten jungen Mann. Wie er in die Hände der Stadtverwaltung gelangte, ist nicht bekannt. Der Aktenfund zeigt nicht nur, dass die Anzeige des Juristen Hans Gmelin auf einen vagen Verdacht hin erfolgte, sie hat auch eine aktuelle politische Dimension. Hans Gmelin steht bereits wegen seiner Aktivitäten im NS und der Nachkriegsjahre in der Kritik. Es laufen Bestrebungen zur Aberkennung seiner Ehrenbürgerwürde.